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WordPress und die GPL – Segen oder Fluch für Freelancer

WordPress ist mit großem Abstand das beliebteste Content-Management-System weltweit. Alleine im September 2023 wurden laut statista.de weltweit über 57 Millionen Blog-Posts auf WordPress-Seiten veröffentlicht. Das ist mit Sicherheit ein Grund dafür, dass sich viele Freelancer* im Bereich WordPress tummeln, darunter Theme-Entwickler, Webdesigner und Plugin-Entwickler. Wenn da nicht die Lizenzfrage wäre… denn WordPress wird unter der Lizenz Gnu-GPL Version 2 (oder einfach GPLv2) veröffentlicht.

Gnu-GPL – was ist das eigentlich?

HINWEIS:
Dieser Blogbeitrag stellt keine Rechtsberatung dar. Er beinhaltet lediglich meine persönliche Sichtweise zu diesem Thema. Für eine Beratung zum Thema Softwarelizenzen und Urheberrecht solltest du dich an einen zugelassenen Rechtsanwalt wenden.

Für jede Software, die veröffentlicht oder weitergegeben wird, gibt es Lizenz- oder Nutzungsbedingungen. Wenn diese durch die Entwickler nicht näher bestimmt wurden, kommen einfach die gesetzlichen Regelungen zum Tragen z. B. das Urheberrecht. Die Entwickler des Open-Source-CMS WordPress haben sich dafür entschieden, WordPress unter der „Gnu General Public License Version 2“ zu veröffentlichen.

Die Gnu General Public License ist eine sehr beliebte Open-Source-Lizenz. Open-Source bedeutet grundsätzlich, dass nicht (nur) eine lauffähige Version der Software als kompilierter Byte-Code zur Verfügung gestellt wird, sondern auch der Quell-Code. Die GPL geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie verpflichtet alle, die Ergänzungen zu dieser Software entwickeln (z. B. WordPress-Themes oder -Plugins), ihre Entwicklungen ebenfalls unter der GPL bereitzustellen.

Es gibt zwar z. B. bei der GPLv2 die Möglichkeit, die Lizenz mit der sogenannten Classpath-Exception zu nutzen. Die WordPress-Entwickler haben sich jedoch gegen die Classpath-Exception entschieden. Dadurch haben Entwickler keine andere Wahl, als ihre Plugins und Themes ebenfalls unter die GPL zu stellen.

Welche Konsequenzen hat das für Entwickler und für Kunden, die Plugin-Entwicklungen und Theme-Entwicklungen in Auftrag geben? Bedeutet Open-Source, dass der Quell-Code für jedermann zugänglich sein muss?

Open Source heißt nicht „Veröffentlichen“

Die Entwickler des, ebenfalls unter der GPL veröffentlichten, CMS Drupal haben eine hervorragende Zusammenstellung veröffentlicht, was unter unter der GPL erlaubt ist, und was nicht.

Manche Entwickler befürchten, dass sie ihren hart erarbeiteten Quellcode auf Github oder ähnlichen Portalen veröffentlichen müssen, wenn sie ihn unter die GPL stellen. Ist das wirklich so? Auf der oben erwähnten Seite zur Drupal-Lizenz wird die Frage gestellt: „Do I have to give my web site’s code to anyone who visits it?“ oder auf deutsch: „Muss ich jedem, der meine Website besucht, den Quellcode zur Verfügung stellen?“. Die klare Antwort darauf lautet: Nein. Denn laut der GPL zählt das Ansehen einer Website nicht als „Verbreitung“ und somit ist es nicht erforderlich, den Quellcode zu veröffentlichen.

Welche Konsequenzen dies auf die eigenen Webprojekte hat, ist klar: Man kann WordPress nutzen, kann Plugins und Themes dafür entwickeln und diese Projekte selbst betreiben, ohne dass man den Quellcode jedermann zugänglich machen muss! Wunderbar.

Was bedeutet das für Kundenaufträge? Wenn ein Kunde mich mit der Entwicklung eines WordPress-Plugins beauftragt – wem muss der Quellcode zugänglich gemacht werden, und wem nicht?

Wer muss bei GPL-Projekten den Quellcode erhalten?

Kurz gesagt, jeder der das Programm oder das Plugin betreibt.

Wenn ich ein WordPress-Plugin im Kundenauftrag entwickle, dann muss ich zwar das Plugin unter die GPL stellen, aber ich muss den Quellcode nur meinen Kunden zugänglich machen – nicht der ganzen Welt. Damit können die meisten Entwickler mit Sicherheit gut leben, da meist die Kunden den Quellcode sowieso erhalten möchten.

Natürlich hat das einen kleinen Nachteil: Die Kunden dürfen mit diesem Quellcode machen was sie wollen (im Rahmen der Lizenzbedingungen). So können sie ihn als Basis für eine Weiterentwicklung nehmen, die sie kostenpflichtig ihren Kunden zur Verfügung stellen etc. wobei der ursprüngliche Entwickler leer ausgeht. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Die Kunden wiederum, die das entwickelte Plugin oder Theme nur selbst nutzen und nicht an andere weitergeben, müssen den Quellcode auch nicht veröffentlichen. Somit ist die GPL durchaus auch nutzbar für Projekte die Geschäftsgeheimnisse oder spezielles Know-How beinhalten.

Warum hat die GPL trotzdem große Vorteile für Entwickler?

Kurz gesagt: Ohne GPL wären Entwickler nicht da, wo sie heute sind. Bekannte Projekte wie Gnu-Linux, WordPress und viele mehr, haben nur durch die GPL so große Verbreitung gefunden. Entwickler nutzen heute viele Open-Source-Bibliotheken als Grundlage für ihre eigenen Projekte. Das wäre ohne Lizenzen wie die GPL wohl nicht möglich.

Entwickler müssen keine hohen Lizenzkosten oder Regressansprüche fürchten, wenn sie Open-Source-Projekte als Basis für ihre Eigenentwicklung nutzen und sie müssen nicht das Rad neu erfinden. Man muss sich nur an die Spielregeln halten.

Zusammenfassung

Ist die GPL nun Segen oder Fluch für Entwickler? Ja. 🙂

Ja, die GPL ist ein Segen, denn durch Lizenzen wie die GPL steht die Entwickler-Community heute da wo sie ist. Es stehen abertausende Bibliotheken in unzähligen Programmiersprachen zur Verfügung, auf die Entwickler in den letzten 30 Jahren aufbauen konnten.

Ja, die GPL ist auch ein Fluch. Wenn ein Entwickler seinen Quellcode tatsächlich veröffentlicht, aber ein Dritter diesen nutzt und durch besseres Marketing und eine größere Community den ursprünglichen Entwickler abhängt, kann die GPL auch ein Fluch sein.

Wie ist deine Meinung zur GPL? Welche Vorteile und welche Nachteile hat sie aus deiner Sicht? Hinterlasse doch einen Kommentar unter diesem Beitrag. Ich freue mich auf eure Kommentare.

*) auf diesem Blog verwende ich meist das generische Maskulinum um Menschen aller Geschlechter anzusprechen. Dies stellt keine Diskriminierung in irgendeiner Hinsicht dar.

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